Manifest für das Recht auf Spielen in der Natur

Für eine wilde Kindheit – auch in der Stadt!

Unsere Städte wachsen, doch der Raum für freies, kindgerechtes Spiel schrumpft. Beton, Zeitdruck und Sicherheitsbedenken verdrängen naturnahe Erlebnisräume aus dem Alltag vieler Kinder. Dabei zeigen Forschung und Praxis eindeutig: Natur fördert Entwicklung, Gesundheit und Resilienz.

Lasst uns gemeinsam eine neue Stadt gestalten! Mit diesem Manifest rufen wir engagierte Eltern und BürgerInnen, Pädagoginnen, StadtplanerInnen, ArchitektInnen, und EntscheidungsträgerInnen die kindgerechte Stadt neu zu denken – inklusiv, lebendig und naturnah.

Natürliche Spielräume sind unverzichtbar, und jede noch so kleine Maßnahme zählt.

Die Rückkehr zur Natur ist ein Schritt hin zu einer gesünderen und lebenswerteren Stadt, für alle Generationen!

1. Natur tut gut.

Nur im Kontakt mit der Natur kann sich das körperliche, geistige und emotionale Potenzial voll entfalten. Natur beruhigt, fördert die Konzentration, regt die Kreativität an und weckt Empathie. Besonders Kinder gewinnen an Ausgeglichenheit und innerer Stärke, wenn sie mit Natur aufwachsen dürfen.

Naturerfahrung ist kein Zusatz, sondern ein wesentlicher Bestandteil gesunder und ganzheitlicher Entwicklung.

2. Kinder brauchen mehr Natur im Alltag.

Weltweit lebt mehr als die Hälfte aller Kinder in städtischen Gebieten. In Ländern wie Deutschland sind es sogar über 90 %. Die meisten von ihnen wachsen ohne täglichen Kontakt zur Natur auf. Straßen sind von Autos dominiert, Terminkalender sind überfüllt und grüne Räume werden oft nur am Wochenende aufgesucht – wenn überhaupt.

Kinder brauchen täglich erreichbare Natur: grüne Schulwege, lebendige Höfe, begrünte Plätze und Gemeinschaftsgärten. Es geht nicht nur um „mehr Parks“ oder Spielplätze, sondern darum, Natur in jeden Winkel der Stadt zu integrieren.

3. Freies Spiel ist ein universelles und unverzichtbares Kinderrecht.

Freies Spielen in der Natur ist kein Luxus und keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Eine Kindheit ohne Naturkontakt ist unvollständig. Jedes Kind hat das Recht, barfuß über die Erde zu laufen, auf Bäume zu klettern, den Wind im Gesicht zu spüren, Gänseblümchen zu pflücken und nach Schätzen zwischen Blättern und Steinen zu suchen.

4. Spielen in der Natur verbindet Generationen und überwindet Grenzen.

Spielen ist eine universelle Sprache. Kinder suchen überall nach Spielmöglichkeiten – unabhängig von Land, Sprache oder Kultur. Sie spielen einfach dort, wo es möglich ist. Und mit anderen zu spielen, macht natürlich mehr Spaß!

Ein naturnaher Spielraum erfordert keine speziellen Fähigkeiten und ist altersunabhängig. Natürliche Elemente gibt es überall auf der Welt. Das Spielen in der Natur verbindet Kinder, Erwachsene und ältere Menschen, fördert Inklusion und stärkt das soziale Miteinander.

5. Natur braucht nicht viel Platz.

Natur kann an jeder Ecke der Stadt entstehen. Es braucht keine riesigen Parks oder große Budgets. Ein kleiner Gartenstreifen, eine begrünte Terrasse oder eine bepflanzte Ecke mit Ästen und Steinen kann zu einem Spielparadies werden. Entscheidend ist nicht die Größe des Raums, sondern die spürbare Freiheit.

6. Wir fordern eine grüne Revolution auf allen Ebenen der Stadt.

Vom Balkon bis zum Schulhof, vom Gehweg bis zur Kirche oder zum Gemeindezentrum – jeder Ort kann ein Naturspielraum werden. Mit Erde, Wasser, Unterschlupfen, einheimischen Pflanzen und losem Material lassen sich lebendige Umgebungen schaffen, die Kinder zum Entdecken, Gestalten und Verbinden inspirieren.

Wo Kinder sind, muss auch Natur sein. In jeder vergessenen Ecke steckt eine Chance für kindliches Spiel.

7. Kinderbeteiligung ist unverzichtbar.

Kinder sind Experten im Spielen. Ihre Stimmen, Ideen, Wünsche und Träume müssen gehört und in jede Phase der Planung einbezogen werden.

Erst wenn sie aktiv an der Gestaltung beteiligt sind, wird die Stadt wirklich inklusiv. Und nicht nur sie, sondern die ganze Gemeinschaft soll mitmachen. Denn Räume für Kinder zu schaffen, heißt auch, Gemeinschaft zu gestalten. Wie der dänische Stadtplaner Jan Gehl sagt: „Eine kinderfreundliche Stadt ist eine gute Stadt für alle”.

8. Erwachsene als Spiel-Multiplikatoren.

Wir inspirieren, ermöglichen und vertrauen, damit Kinder frei in der Natur spielen können. Kinder brauchen keine ständigen Anweisungen, sondern Freiheit und inspirierende Umgebungen. Unsere Aufgabe als Erwachsene ist es, natürliche Bedingungen zu schaffen und dann zu vertrauen. Wie ein Gärtner, der sät, pflegt und wachsen lässt.

9. Veränderung beginnt im Kleinen – hier und jetzt.

Wir brauchen keine großen Mittel oder perfekte Lösungen, um die Welt der Kinder zu verwandeln. Eine Ecke, etwas Erde, Pflanzen, Sand oder Zweige können eine ganze Welt eröffnen. Eine grüne Ecke kann eine Kindheit prägen. Eine Schale mit Wasser kann ein Universum eröffnen. Ein Balkonbeet kann Verbindung schaffen. Es ist möglich, unsere Städte zu verwandeln. Und es ist einfacher, als wir denken. Jeder Quadratmeter zählt, und jeder kann etwas beitragen.

Es reicht, zu beobachten, zu vereinfachen, anzupassen und zu handeln.

Man muss nicht alles im Voraus wissen. Es reicht, anzufangen 💚

Dr. Cristina L. Lindemann

Hi, ich bin Cristina, Naturgartenplanerin und Expertin für kindgerechte Städte und naturnahe Freiräume. Meine Mission: Kindern die Natur zurückgeben, die in der Stadt fehlt. Ich helfe dabei, mehr Natur in alltägliche Räume zu bringen, damit Kinder unabhängig von Platz und Ressourcen in einer natürlichen Umgebung aufwachsen können. Ich lebe in Potsdam und habe einen kleinen Garten, in dem wir mit meinem vierjährigen Sohn die Welt entdecken.

Weiter
Weiter

Ein Wildstaudenbeet anlegen: 30 heimische Pflanzen für Bienen, Schmetterlinge & Co.